Klettern in der Schule (konzeptionelle Leitgedanken):
Klettern in der Schule
Pädagogisches Klettern mit psychisch erkrankten Jugendlichen
- Ausgangslage und Zielgruppe
Das Klettern stellt eine natürliche Bewegungsform dar. Halten, Ziehen, Greifen, Stützen, Stemmen, Balancieren usw. sind Bewegungsformen, die Kinder von klein auf in unterschiedlichen Bewegungssituationen ausführen.
Darüber hinaus hat Klettern in einer immer bewegungsärmeren, technisierten, funktionalisierten und zunehmend auch erlebnisarmen Welt für viele Kinder und Jugendliche einen hohen Aufforderungs- und Erlebnischarakter.
Aspekte wie Ganzheitlichkeit, Unmittelbarkeit, Kooperationsfähigkeit, gegenseitiges Helfen und Vertrauen, Selbstständigkeit sowie motorische Leistungs- und Erlebnisvielfalt kennzeichnen diese Sportart auf der pädagogischen Vermittlungsebene.
Viele Jugendliche mit psychischen Erkrankungen (z. B. Depressionen, Angststörungen, Traumafolgestörungen, ADHS, soziale Phobien, u.a.) haben Schwierigkeiten in den Bereichen
- Selbstwertgefühl
- Körperwahrnehmung
- Emotionsregulation
- Vertrauen in andere
- Soziale Integration
Klettern als körperlich-mentale Aktivität eignet sich besonders, um diese Themen spielerisch und handlungsorientiert aufzugreifen.
Zielgruppe: Kinder & Jugendliche zwischen ca. 6 & 19 Jahren, die in dem pädagogischen Setting der Rehbergschule betreut werden und körperlich in der Lage sind, an Kletteraktivitäten teilzunehmen.
- Ziele des Projektes
Pädagogische Ziele:
- Selbstwirksamkeit stärken: Erfolgserlebnisse beim Erklimmen von Routen und beim Überwinden eigener Ängste.
- Selbstvertrauen fördern: Erleben von “Ich kann das schaffen”.
- Körperbewusstsein verbessern: Training von Kraft, Koordination und Beweglichkeit.
- Emotionsregulation üben: Umgang mit Angst, Anspannung und Frustration.
- Soziale Kompetenzen erweitern: Vertrauen lernen (durch Sichern), Teamarbeit, gegenseitige Unterstützung.
- Risikokompetenz entwickeln: Erkennen und Einschätzen von Gefahren, Übernahme von Verantwortung.
- Methodik und Durchführung
Setting
- Ort: Kletterhalle, Outdoor-Klettergarten, Hochseilgarten & kooperative Schulen
- Rahmen: Wöchentliche Einheit (90 Minuten); Dauer ist Optional; Zusatztermine möglich
- Begleitung:
- Pädagogische Fachkräfte (Lehrer, Dipl. Sozialpädagoge; mit Zusatzqualifikation „Klettern in der Schule“)
- Pädagogische Fachkraft, FSJler o.ä
- Gruppengröße: max. 3 Kinder / Jugendliche pro Aufsichtsperson
Inhalte
- Einstieg & Kennenlernen: Vertrauens- und Aufwärmspiele, Einführung in Material und Sicherheit.
- Grundlagen Klettern & Sichern: Knotentechniken, Verantwortung übernehmen, Regeln lernen.
- Körperarbeit: Wahrnehmungsübungen, Beweglichkeit, Balance.
- Angst & Vertrauen: Übungen zur Überwindung von Höhenangst, Partnerübungen beim
Sichern.
- Zielorientiertes Arbeiten: Eigene Route auswählen, Schritt für Schritt meistern.
- Reflexion: Nach jeder Einheit Austausch im Stuhlkreis, Transfer in Alltag (“Wo habe ich Mut gezeigt?”, “Wem konnte ich vertrauen?”).
- Pädagogische Haltung
- Ressourcenorientiert: Jeder Fortschritt zählt, nicht nur die sportliche Leistung.
- Fehlerfreundlich: Angst und Scheitern sind erlaubt, werden gemeinsam reflektiert.
- Partizipativ: Jugendliche entscheiden mit, welche Ziele und Herausforderungen sie angehen.
- Sicherheit geht vor: Kein Leistungsdruck, klare Regeln.
- Sicherheit und Rahmenbedingungen
- Medizinische/therapeutische Abklärung vor Teilnahme mit der Klinik (Kontraindikationen: schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, akute Psychosen, unbehandelte Epilepsie etc.).
- Einhaltung aller sicherheitstechnischen Standards (DAV, Kletterschein).
- Absicherung durch Fachkräfte mit Erste-Hilfe-Ausbildung.
- Notfallplan vorhanden.
- Evaluation
- Individuell: Persönliche Zielvereinbarungen (z. B. „Ich traue mich, 3 m hoch zu klettern“).
- Welche Fortschritte habe ich gemacht?
- Kann ich den Kletterschein erwerben?
- Gruppe: Stimmungsbarometer vor und nach jeder Einheit.
- Langfristig: Feedbackgespräche, ggf. kurze Fragebögen zu Selbstwert/Selbstwirksamkeit.
- Erwartete Wirkung
- Jugendliche entwickeln mehr Vertrauen in sich selbst und andere.
- Verringerung von Ängsten und Vermeidungsverhalten.
- Verbesserung von Körperwahrnehmung und Fitness.
- Stärkung sozialer Bindungen und Gruppenfähigkeit.
- Positive Transfererfahrungen in Schule, Therapie und Alltag.
- Ressourcen
- Material: Kletterausrüstung (Seile, Gurte, Helme, Sicherungsgeräte).
- Kooperation: Zusammenarbeit mit Kletterhallen, DAV-Sektionen oder erlebnispädagogischen Trägern, kooperative Schulen
- Finanzierung: Schulträger, Sponsoren, Förderverein der Rehbergschule e.V.