Rehbergschule Herborn

Wetzlar

 

 

 

REHBERGSCHULE Herborn Außenstelle  Wetzlar

 

Tagesklinik Schulkonzept

Klinikschule an der Vitos kinder- und jungendpsychiatrischen Tagesklinik

Die Schülerpatienten der Rehbergschule Wetzlar

Die Rehbergschule Wetzlar als Schule für Kranke an einer Kinder- und Jugendpsychiatrie will den besonderen pädagogischen Förderbedarf der psychisch erkrankten Schülerpatienten wahrnehmen und ihm entsprechen. Die Rehbergschule Wetzlar untersteht den Weisungen des Staatlichen Schulamtes für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis Limburg/Weilburg. Schulträger ist der Landeswohlfartsverband Hessen. Die Schülerpatienten als Patienten der kinder- und jugendpsychiatrischen Vitos Tagesklinik Wetzlar kommen aus Grund-, Haupt-, Realschulen, Gymnasien und Förderschulen aller Klassenstufen vom 1. bis zum 13. Schuljahr und aus Kindertagesstätten.

Alle Schülerpatienten werden nach den jeweiligen Bildungsstandards, Rahmen- bzw. Lehrplänen des Landes Hessen und entsprechend den Richtlinien für kranke Schülerpatienten unterrichtet. Sie können aufgrund ihrer krankheitsbedingten Situation ihre Stammschulen nicht besuchen und nehmen am Unterricht der Schule für Kranke teil → Interne Beschulung.

Wie lange intern beschult wird, hängt von der krankheitsbedingten und persönlichen Situation der Schülerpatienten ab. Die Rehbergschule Wetzlar äußert sich empfehlend. Die Entscheidung darüber obliegt der Vitos kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik Wetzlar.

Die Schülerpatienten befinden sich in einer persönlichen und emotionalen Ausnahmesituation und bedürfen daher einer besonderen pädagogischen Zuwendung, Begleitung und Förderung. Dieser findet deshalb in Kleingruppen, aber auch gelegentlich in 1:1-Betreuung statt. Der Unterricht wird an die aktuelle, individuelle Belastbarkeit und die gesundheitlichen Umstände angepasst.

 

Wer bin ich, wenn ich nirgendwo dazugehöre?

v.Varnhagen

Die Kinder und Jugendlichen werden inhaltlich, sozial und individuell angenommen und gefördert.

Ihr Wert als Mensch soll spürbar empfunden und vermittelt werden.

Jeder ist ein wichtiger Teil der Gemeinschaft

 

Pädagogische Grundsätze und Ziele

In ihrem Schulprogramm hat die Rehbergschule Herborn bereits folgende pädagogische Grundsätze und Ziele eindeutig beschrieben:

Die Rehbergschule als Schule für Kranke an einer Kinder- und Jugendpsychiatrie will den besonderen pädagogischen Förderbedarf der psychisch erkrankten Schülerpatienten wahrnehmen und ihm entsprechen. Die dazu erforderliche sonderpädagogisch orientierte Unterrichtsgestaltung bezieht eine den Unterrichtsprozess begleitende pädagogische Diagnostik ein, die sich sowohl auf Lern- und Leistungsverhalten als auch auf die soziale Integration in die Lerngruppe bezieht.

Die Aufmerksamkeit der Lehrerinnen gilt deshalb der Begleitung ihrer Schülerpatienten in ihrer speziellen psychischen Notsituation und der Entfaltung ihrer Kreativität und Potentialität im Rahmen schulischen Lernens. Oberstes Ziel ist entsprechend der KMK-Empfehlung vom 20.03.1998 „die Gestaltung von Lernsituationen, die geeignet sind, das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl unter Anerkennung individueller Leistungsmöglichkeiten und -grenzen zu stärken und Handlungsmöglichkeiten der Schülerpatienten auszuschöpfen und zu erweitern.“

Auch wenn fächerorientierte Lernziele angestrebt werden, wird von einem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz ausgegangen, der die gesamte Schülerperson in ihrer momentanen Verfassung annimmt und begleitet. Personenorientierung, angstfreies und von guter Beziehung geprägtes Lernklima und die Stärkung der gesunden Anteile sind Kennzeichen dieser besonderen Förderung kranker Kinder und Schülerpatienten. Schwerpunkt der Rehbergschule ist in diesem Kontext die interdisziplinäre Zusammenarbeit im klinischen Team. In wöchentlichen Koordinationskonferenzen und Behandlungsplanungen auf den einzelnen Stationen werden Lehrerbeobachtungen, pädagogische Überlegungen und Ergebnisse, Erfahrungen aus den Begegnungen mit den Schülerpatienten weitergegeben, der Bereich der schulischen Entwicklung (…) [ in Zusammenarbeit mit den Therapeuten der Tagesklinik ] reflektiert. Als Interim-Schule hat die Rehbergschule einen Beratungsauftrag gegenüber Lehrerinnen der Stammschulen oder aufnehmenden Schulen, den Personensorgeberechtigten, den Jugendämtern und den Klinikmitarbeiter*innen für die nachstationären Möglichkeiten schulischer Betreuung oder Berufsorientierung.

Pädagogische Ziele als Voraussetzungen für die Rückbeschulung in die Stammschulen sind also die schulisch-inhaltliche Förderung, die Entwicklung von Lernkompetenzen und ein Methodentraining. Dabei sind das Anerkennen persönlicher Leistungsmöglichkeiten und -grenzen Voraussetzung für die Förderung der Schülerpatienten wichtig. Es geht u.a. darum, Handlungsmöglichkeiten auszubauen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die soziale Stabilisierung, in der es auch um eine angemessene Selbsteinschätzung und Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls geht. Dadurch wird Selbstvertrauen gefördert und Gruppenfähigkeit trainiert.

Damit die Ziele erreicht werden können, nimmt die Schule für Kranke neben dem Erziehungs- und Bildungsauftrag auch den Beziehungsauftrag an. Ein Beziehungsaufbau zu den Schülerpatienten ist erforderlich, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Damit Lernen bei den emotional hoch belasteten Schülerpatienten wieder besser gelingen kann, nimmt dieser Aspekt einen bedeutenden Raum im Unterricht ein. Eine gründliche Beobachtung und Reflexion im Helferteam sind deshalb durchgehend erforderlich.

Rehbergschule Wetzlar – Eine Schule auf Zeit

Die Interimschule hat die Reintegration der Schülerpatienten in Regelschulen zum Ziel. Lehrpersonen sind fallbeauftragt und unterstützen den Reintegrationsprozess unter Berücksichtigung der kollegialen Kooperation im multiprofessionellen Team.

 

 

 

In Schul-Netzwerk-Gesprächen wird bezüglich der schulischen Perspektive und der weiteren Schullaufbahn beraten. Sie dienen dem Informationsaustausch, der Sensibilisierung für individuelle Besonderheiten und Bedürfnisse der Schülerpatienten und der Beratung der Stammschulen. In den Schul-Netzwerk-Gesprächen wird Folgendes angesprochen:

  • positive Entwicklung der Schülerpatienten im Arbeits- und Lernverhalten sowie die sozial-emotionale Entwicklung
  • Vorbereitung des Reintegrationsprozesses
  • Aspekte für einen erfolgreichen Reintegrationsprozess
  • weitere Schullaufbahn im Einzelfall
  • Schul-Netzwerk-Gespräche finden oft gegen Ende der Beschulung statt und sind an der Rehbergschule Wetzlar obligat.

Teilnehmer an Schul-Netzwerk-Gesprächen sind je nach Alter und Erfordernis die Schülerpatienten, Eltern oder Sorgerechtbeauftragte(r), die Lehrerin der Rehbergschule Wetzlar, BFZ-Beauftragte(r) der Stammschule, KlassenlehrerIn der Stammschule, die fallverantwortlichen Ärzte oder Psychologen, die Bezugsbetreuer(in) der Vitos Tagesklinik Wetzlar, bei Mitarbeiter des Jugendamtes und andere Institutionen. Bei zukünftig schulpflichtigen Schülerpatienten werden zusätzlich die zuständigen Mitarbeiter aus den Kindertagesstätten sowie die Sozialpädagogin der Tagesklinik eingeladen.

Organisatorische Abläufe

Voraussetzung für die Beschulung an der Rehbergschule Wetzlar ist die Anmeldung der Schülerpatienten durch die Vitos-Tagesklinik an der Rehbergschule Wetzlar. Es liegt eine Schweigepflichtsentbindung der Klinik und eine Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht gegenüber der Rehbergschule Wetzlar vor.

Die Aufnahmegespräche beinhalten die Registrierung von persönlichen Daten gemäß des Datenschutzes wie auch die Darstellung der besonderen Situation aus Sicht der Eltern und/oder des Kindes/Jugendlichen bezogen auf schulische Fragestellungen. Außerdem finden im Aufnahmegespräch aus rechtlichen Gründen eine formale Anmeldung an der Rehbergschule mit Eltern oder Personensorgeberechtigten statt. Es ist der Rehbergschule Wetzlar ein Anliegen, dass Eltern oder Personensorgeberechtigte in ihrer Verantwortung wahrgenommen und gewichtet werden. Deswegen wird eine Unterzeichnung einer separaten Schweigepflichtsentbindung gefordert, da diese die Rehbergschule gegenüber der Stammschule und sonstigen Behörden entbindet.

Außerdem finden Kooperationsgespräche in regelmäßig stattfindenden Abständen bzgl. des Reintegrationsprozesses in Stammschulen statt. Hierbei geht es um die Evaluation mit den Fallbeauftragten der Tagesklinik, also den Ärzten oder Therapeuten. Wichtig sind auch regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitern der Tagesklinik über die gemeinsame Arbeit an den Kindern und Jugendlichen. Da sich die Schülerpatienten täglich im privaten Umfeld befinden, ist auch Kontakt zu den Eltern oder den Personensorgeberechtigten Teil der Kooperation.

In der wöchentlichen Koordinationskonferenz geht es um Abstimmungen zwischen der Tagesklinik und der Rehbergschule Wetzlar. Es werden Termine, Abläufe und organisatorische Belange ausgetauscht und festgelegt. Einen wesentlichen Anteil hat der Austausch über alle Schülerpatienten. Dabei geht es um aktuelle Ereignisse, über Beobachtungen und Erfahrungen zu einzelnen Situationen, also eine kurze Fallübersicht.

Zusätzlich werden bei wöchentlichen Behandlungsplanungen in der Tagesklinik Beobachtungen und Vermutungen zusammengetragen und anschließend die weitere Behandlung besprochen und geplant. Es findet ein Austausch über Anamnese, Fallverlauf und die aktuelle Entwicklung, pädagogische bzw. therapeutische Einsichten und Überlegungen statt. Dieser Austausch in regelmäßig stattfindenden Behandlungsplanungen ist obligat.

Zweimal wöchentlich finden zusätzlich kurze Besprechungen in der Rehbergschule zu Übergaben und organisatorischen Abläufen statt.

In der Kollegialen Fallberatung wird über Arbeitsprozesse und besondere Fallsituationen reflektiert. Vereinzelt findet dies auch mit KollegInnen der Rehbergschule Herborn statt. Kollegiale Beratung ist ein systematisches Beratungsgespräch, in dem Kollegen sich nach einer vorgegebenen Gesprächsstruktur wechselseitig zu beruflichen Fragen und Schlüsselthemen beraten und gemeinsam Lösungen entwickeln.

Es finden regelmäßig Pädagogische Konferenzen mit den Lehrpersonen der Rehbergschule Wetzlar sowie mit dem Kollegium der Rehbergschule Herborn und Limburg statt, um abgeschlossene und sich im Prozess befindende Vorhaben zu evaluieren.

Die Schulleitung der Rehbergschule Herborn trifft sich regelmäßig mit den Außenstellen Wetzlar und Limburg zum Austausch über alle schulorganisatorischen und pädagogischen Belange.

Kooperationspartner

Es findet ein regelmäßiger Austausch mit der Sozialpädagogin der Tagesklinik Wetzlar und der Rehbergschule Wetzlar, mit dem Erziehungs- und Pflegepersonal, den TherapeutInnen, den PsychologInnen, den ÄrztInnen, den Stammschulen und den BFZ-Lehrkräften statt. Außerdem werden bei Bedarf mit den zuständigen Schulämtern, dem schulpsychologischen Dienst, dem kinder- und jungendpsychiatrischen Dienst, den Jugendämtern und den Eltern kooperiert.