Die Video-AG der Rehbergschule hat einen preisgekrönten Film über das Rittal-Projekt im Rahmen des Schülermedienprojektes des Hessischen Rundfunks „Meine Ausbildung – DU FÜHRST REGIE“ erstellt.
Vielen Dank dafür!
Das Konzept des RITTAL – Projektes
Seit einigen Jahren gibt es eine funktionierende Kooperation zwischen der Rehbergschule und der Firma Rittal (Friedhelm-Loh-Group). Ziel der Zusammenarbeit ist es, Schülerinnen und Schülern (SuS) trotz Krankheit einen Einblick in die Berufsausbildung zu ermöglichen und erste Erfahrungen und Berührungspunkte mit dem Thema Beruf zu sammeln.
Gleichzeitig dient dieses Projekt der Firma, um den eigenen Auszubildenden die Möglichkeit zu geben, soziale Kompetenzen zu erwerben.
Welche SuS an dem Projekt teilnehmen, wird in der gemeinsamen Donnerstagskonferenz mit den Lehrkräften besprochen. Gleichzeitig werden individuelle Ziele für die einzelnen SuS vereinbart und regelmäßig evaluiert.
Indikation für eine Teilnahme an dem Projekt sind u.a. Schulmüdigkeit, mangelnde Schulmotivation, SuS mit bereits abgeschlossenen Schulabschlüssen, individuelle Belastungserprobung, Durchführung eines Praktikums in einem geschützten Bereich. In diese Projekt können ebenso SuS integriert werden, die aus verschiedenen Gründen nicht oder noch nicht in eine Lerngruppe integriert werden können. Dies kommt u.a. ambulanten SuS zugute, zu denen in diesem Projekt zunächst professionelle Beziehungen aufgebaut werden können und im Anschluss weitere Integrationsmöglichkeiten geprüft und geplant werden können.
Gleichzeitig wird die Indikation mit der Klinik abgesprochen, um evtl. Kontraindikationen, z.B. akute Suizidalität, Weglaufgefährdung, akute massive Angststörungen, etc. auszuschließen.
Jeden Mittwoch besuchen Rehbergschüler die Ausbildungswerkstatt der Firma Rittal in Haiger und durchlaufen ein speziell für die Bedürfnisse dieser SuS entwickeltes Procedere.
Primäres Ziel des Projektes ist die Einführung in den Umgang und die Bearbeitung von Metall (Blech und Aluminium). Die SuS bekommen den Auftrag, ein Spiel („Mensch ärgere dich nicht“) aus Aluminium herzustellen. Dazu müssen sie zunächst ein Blechstück und später ein Aluminiumstück entgraten, und auf Maß feilen. Anschließend werden die Schnittpunkte nach Zeichnung mit einem Höhenreißer angerissen und mit einem Hammer und Körner gekörnt. Nach einer Bohranweisung durch die Ausbilder werden die Löcher gebohrt und angesenkt. Abschließend wird das Spielbrett geschliffen, poliert und ein Würfel nach ähnlichem Ablauf hergestellt.
Für Schüler, die längerfristig an unserer Schule sind und daher öfter im Betrieb anwesend sind, wurde die Aufgabenpalette um weitere Spiele (Solitär, Dame und Mühle) erweitert
Weiter Ziele dieses Projektes können sein:
- Psychosoziale:
Steigerung des Selbstwertgefühls
Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit
Antriebssteigernde Wirkung
Perspektivklärung
Kontakt zu Gleichaltrigen
Aufgeschlossenheit / Kontaktfähigkeit zu SuS, Auszubildenden und Ausbildern
Umgangsformen
Teamfähigkeit
Einhalten von Regeln und Absprachen (Kommunikation)
Kritikfähigkeit
- Inhaltliche, schulische Ziele:
Lesen eines Arbeitsplanes
Umgang mit Maßeinheiten
Erlernen und Anwenden von Fachbegriffen.
Richtiger Umgang mit Werkzeugen
Selbständigkeit und Selbständiges Arbeiten nach Einweisung
Auffassungsgabe und Verstehen der Arbeitsaufträge
Planung des Arbeitsablaufs und überlegtes Vorgehen
Erstellen eines Praktikumsberichtes
- Ziele bezgl. des Arbeitsverhaltens (Sekundärtugenden):
Pünktlichkeit
Arbeitstempo
Sorgfalt, Sauberkeit und Ordnung
Richtigkeit der Arbeit und die Arbeitsqualität
Ausdauer und Durchhaltevermögen
Interesse und Einsatzbereitschaft
Adäquates Verhalten in einem Betrieb und Ausbildern bzw. Mitschülern gegenüber.
Konkreter wtl. Ablauf:
Pünktlich um 8:00 Uhr zum Schulbeginn treffen sich alle Teilnehmer*innen in der Rehbergschule. Nach der Anprobe von Arbeitsschuhen beginnt die ca. 20 minütige Fahrt mit dem Schuleigenen Bus zur Ausbildungswerkstatt nach haiger. Nach Begrüßung der Ausbilder und vorstellen der Räumlichkeiten von neuen SuS treffen wir uns in einem separaten Raum. Dort wird zunächst ein kurzes „warm-up“ durchgeführt. Im Anschluss daran werden die letzten Arbeitsschritte der einzelnen SuS durchgesprochen und die nächsten Arbeitsschritte bzw. Ziele für den aktuellen Tag vereinbart. Die SuS bekommen ein Hand-out ausgehändigt, in dem alle Arbeitsschritte detailliert beschrieben und alle benötigten Zeichnungen vorhanden sind.
Danach beginnt die individuelle Arbeit an den Werkbänken. Dabei werden die SuS von Auszubildenden des 2. und. 3. Lehrjahres begleitet und angeleitet. Vor der Arbeit mit der Bohrmaschine führt ein Ausbilder eine Sicherheitsunterweisung durch, die von den SuS unterschrieben wird. Die SuS werden beim Bohren ebenfalls von Auszubildenden oder dem Uz. beaufsichtigt. Nach Möglichkeit helfen sich die SuS. während der einzelnen Arbeitsphasen gegenseitig.
Um ca. 10:10 beginnt das gemeinsame aufräumen und säubern der Arbeitsbereiche. Danach treffen sich alle zur Reflexion des Vormittages. Dabei sollen die SuS sich zunächst selbst einschätzen und bekommen im Anschluss ein Feedback durch den die Auszubildenden und den Auszubildenden.
Danach beginnt die Rückfahrt in die Schule.
Während der Arbeitsphase haben die SuS jederzeit die Möglichkeit, sich für eine bestimmte Zeit nach Absprache zurückzuziehen und ggf. eine kurze Auszeit zu nehmen oder etwas zu Essen oder zu Trinken.
Ein besonderer Fokus liegt auf den SuS mit bestimmten Problematiken. Aufgrund der Unterstützung durch eine/n BAJ oder FSJler kann ich individuell auf einzelne SuS eingehen und im Falle einer auftretenden Krise, mich individuell intensiv um diese Person kümmern. Zudem eignen sich gemeinsame Tätigkeiten insbesondere dafür, niederschwellige Gespräche mit den einzelnen u.a. über deren aktuelle Schulische Situation und deren beruflichen Perspektiven zu führen. Insbesondere ist es essentiell, aufgrund der akut belastenden SuS die individuelle Belastbarkeit zu ermitteln und ggf. tagesformbedingte psychische Schwankungen frühzeitig zu erkennen und diesen pädagogisch entgegenzuwirken.
Diagnostik und Perspektive:
Über das Projekt hinaus haben die SuS die Möglichkeit, eine Bescheinigung oder eine Beurteilung des Projektes zu bekommen.
Die Beurteilung kann zusätzlich in den Abschlussbericht eingefügt werden.
Die Erfahrungen und Beobachtungen fließen zudem in die jeweilige Behandlungsplanung und Konferenzen mit ein und leisten somit einen Beitrag zur Diagnostik und Perspektivklärung der einzelnen SuS. U.a. durch den Realitätsbezug kann eine Prognose über mögliche Ausbildungsfähigkeit oder andere beruflich relevante Faktoren gegeben werden.